
Interview: Matthias Hübner – Wenn Neon auf Schwarzweiß trifft
Matthias Hübner, geboren 1976 in Querfurt, verbindet in seiner Malerei Schwarz-Weiß-Realismus mit Neonfarben und UV-Effekten. Sein Stil des „modern surrealistic realism“ bewegt sich zwischen intensiver Figuration, experimenteller Technik und emotionaler Offenheit. Bereits als Jugendlicher ausgezeichnet, führte ihn sein Weg zunächst in die Musik, bevor er 2020 zur Malerei zurückkehrte.
Heute gilt er als eine der spannendsten Positionen der zeitgenössischen Kunstszene in Leipzig. Im exklusiven Gespräch mit der Favori Art Galerie spricht Matthias Hübner über Kontraste, Freiheit in der Kunst und die Bedeutung von Licht.

Matthias, was meinst du mit modern surrealistic realism – und welches Motiv war für dich der „Schlüssel“, um diesen Begriff malerisch zu füllen?
Erst einmal Danke, dass ihr euch so mit meinen Werken und damit auch mit mir beschäftigt. Ich kann mich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr genau daran erinnern, wie diese Bezeichnung zu Stande kam. Sie vereint jedoch drei Dinge, die ich mag und die damit auch in meine Malereien Einzug gehalten haben.
So habe ich zum Beispiel mit dem Austausch der Ölfarben gegen Acryl den Zugang zu anderen, neuen Farben und vor allem Farbeffekten erhalten. Ich sauge alle Möglichkeiten auf und probiere aus, bis ich die Erkenntnis erlange, ich könne es nutzen oder aber auch „das macht keinen Sinn für mich“. Dabei ist es mir vollkommen egal, ob es eine klassische Technik ist, ob ich in akademische Raster passe oder ob ich vielleicht den ein oder anderen Konservativen verliere.
Ich mag realistische Darstellungen, vor allem von Menschen. Die Natur hat aus uns ein Lebewesen gemacht, das so viele Emotionen darstellen kann, wie kein anderes, ich kenne zumindest keines – durch Blicke, Mimiken, Gesten, Körperhaltungen, aber auch allgemein unseren Auftritt. Allein die Existenz des Weiß´ in unseren Augen, gibt uns Möglichkeiten, die anderen Lebewesen verwehrt sind.
Die Verbindung dieser beiden Attribute „modern“ und „realistisch“ in meinen Bildern, hat eine gewisse Surrealität zur Folge. Und mal ganz unter uns: als bekennender Fan der Werke Dalís kann ich damit auch gut leben.

Obgleich es ein Prozess war, gibt es ein Bild, dass für mich maßgeblich für dieses Arbeiten war. Es ist das Bild "NEON SCREAM", in welchem ich erstmalig großflächig Neonfarbe eingesetzt habe. Dafür wurde die Leinwand in Neon Pink grundiert, dann partiell abgeklebt und das Portrait gemalt. Ich wusste im Arbeitsprozess nicht einmal mehr, wo genau abgeklebt wurde. Es war als fast letzter Schritt auch für mich eine Überraschung.
Es gibt heute andere, neuere Bilder, wie "RUHE " oder "GENERATION", in die auch noch ein wenig Expressionismus Einzug gehalten hat, aber das angesprochene "NEON SCREAM" wird immer einen besonderen Platz in meiner eigenen Historie einnehmen.
Wie steuerst du den Kontrast zwischen grafischer Strenge und leuchtender Farbe, damit das Bild nicht zum bloßen Effekt wird, sondern Spannung behält?
Ganz ehrlich steuere ich den Kontrast nicht wissentlich nach dem Schema, ich müsse ausrechnen, wieviel Anteil wo im Bild sein muss, um eine gewisse Balance zu erhalten. Es ist eher eine Art Flow, in die ich mich begebe. Dabei merke ich ziemlich schnell, ob das Ergebnis eines wird, mit dem ich zufrieden bin oder eines, welches ich wieder übermalen werde. Es ist davon abhängig, ob das Bild durch meine Hände auf die Leinwand fließt oder ob ich mich durch die Entstehung „quälen“ muss.
Auch das gibt es. Ich habe eine Idee, von der ich erst begeistert bin, die aber auf der Leinwand einfach nicht funktioniert oder ich sie zumindest nicht zum Funktionieren bekomme. Der Fakt, dass ich keine Vorzeichnungen oder Skizzen mehr mache, unterstützt zwar den Flow, erhöht aber eben auch die Gefahr, dass es nicht funktionieren könnte. Bis jetzt ist die Quote aber noch verschmerzbar.
Welche inhaltliche Funktion hat das UV-Licht für dich über den Aha-Moment hinaus? Was soll im „Night Mode“ sichtbar werden, das am Tag verborgen bleibt?

Ich kann mich noch an die ersten Bilder erinnern, in denen ich eine Neon-Farbe eingesetzt habe. Es waren die Werke "NEON SKULL" und "ALTER MANN".
Bei beiden, obwohl ein zeitlicher Versatz der Entstehung existiert, hatte ich am Schluss das Gefühl, es fehle noch etwas. Sie waren mir zu langweilig, zu beliebig, also habe ich die Farben aufgebracht und damit ein Credo entwickelt, welches mich bis heute trägt: „Hab keine Angst, dass du dein Werk zerstören könntest“.

Wirken die Neon Farben bei "NEON SKULL" sowohl am Tag als auch in der Dämmerung, wenn man das Bild mit UV- oder auch ganz einfach mit blauem Licht anstrahlt, ergibt sich der Effekt bei "ALTER MANN" erst in der Dämmerung bei entsprechendem Licht – ein Aha, wie auch ein „Oh, das habe ich nicht erwartet“- Effekt. Es verändert die Wahrnehmung des Bildes.
Interessant ist, dass die Erkenntnis, wie die Bilder unter entsprechendem Licht aussehen, auch die Wahrnehmung unter ganz normalem Licht verändern. Die Betrachter, die beide Wirkungen kennen, kennen nun das Geheimnis des jeweiligen Bildes, welches andere eben noch nicht ergründet haben.
Ausgerüstet mit UV-Taschenlampen nimmt der Besucher eine Funktion des Entdeckers ein. Diese hat er sowieso, aber mit dem „Werkzeug Lampe“ geben wir, die Galerie und ich, etwas in die Hand, welches ihm ganz klar diese Aufgabe überträgt. Ein Besuch in einer Gemäldegalerie ist damit ein ganzes Stück mehr Entdeckung der Kunst als bloßes Ansehen. Es gibt ein paar Bilder, bei denen ich ein paar Dinge im UV-Spektrum versteckt habe, aber das kommt eher selten vor und bei welchen das der Fall ist, kann man ja selbst entdecken…
„Jeden Tag muss ich etwas erschaffen.
Tage, an denen mir das nicht gelingt, waren schon immer vergebene Tage.“
Woran erkennst du, dass ein Gesicht oder eine Geste „trägt“? Nach welchen Kriterien wählst du Referenzen aus – oder erfindest sie?

Es ist schwer für mich, Fragen in einem Interview zu beantworten. Unter anderem auch deshalb, weil ich mir wahrscheinlich weniger Gedanken mache, als es der ein oder andere gern hätte.
Somit gibt es keine klar definierten Kriterien, nach denen ich mir Motive aussuche. Manchmal ist es ein Motiv, welches mich inspiriert und den Konstruktionsprozess in meinem Kopf in Gang setzt. Beispielhaft dafür ist das Werk "GENERATION".
Mir ist eine Frau in einer Stadt begegnet, die die typische Kleidung einer Muslima trug, Sie hatte ein wunderschönes Gesicht, war nicht voll verschleiert und trug Bluetooth-Kopfhörer. Ich war begeistert von dieser Selbstverständlichkeit, Konventionen, Aktualität und auch ein bisschen Revolution zu vereinen. Also begann ich das Konstruieren des Bildes in meinem Kopf.
Es sollte urban wirken, also schuf ich eine Graffiti-Wand mit den für mich aktuell typischen Neon Farben und platzierte darauf das Gemälde, dass mit seinen bewusst gesetzten Unterbrechungen fast ein Teil des Graffitis der Wand wird. Das ist ein Beispiel, wie ein Bild bei mir entstehen kann. Es gibt unzählige, die eines gemein haben: Wenn mich das Motiv fesselt, komme ich schnell in den oben genannten Flow. Vielleicht ist das eine Art Selektion der Motive. Vielleicht ja sogar meine…
Du bist 2020 zur Malerei zurückgekehrt. Wie wird diese biografische Zäsur bei dir zur formalen Entscheidung (Palette, Komposition, Tempo), ohne zum bloßen Motiv zu werden?
2020 war ein einschneidendes Jahr für mich. Corona-Pandemie, die Absage aller Konzerte, die angeordnete Unterbrechung kindlicher Entwicklungsschritte bei meinen eigenen Kindern und dann am Ende des Jahres die Feststellung einer Krankheit bei der sogar unsere moderne und für mich durchaus gute Gesundheitswissenschaft an ihre Grenzen kommt.
Ich wurde mit dem Stresshormon Cortison vollgepumpt und erhielt gleichzeitig den Hinweis, ich solle mich vollkommen entspannen. Die Arbeit im Studio konnte ich nicht fortsetzen, da ich nichts mehr hören konnte, dabei bin ich beispielhaft für ADS, kann also kaum Konzentration auf Dinge setzen, die mich nicht interessieren. Es fällt mir schwer, Gesprächen zu folgen, deshalb führe ich ungern welche, also habe ich mich auf mein mir in die Wiege gelegtes Talent rückbesinnt und die Staffelei aufgebaut, die fast zwei Jahrzehnte nicht benutzt wurde. Ich fand die Entspannung, konnte und kann mich bis heute vollkommen darin gehen lassen. Es ist häufig, als würde ich zum Beobachter der Realität um mich herum, während ich eine andere auf einer Leinwand festhalte.
Manchmal trage ich massenhaft Ideen in meinem Kopf, die herausmüssen. Ich kann mich dann noch weniger konzentrieren. Es muss schlimm für meine Mitmenschen sein, wenn sie dann mit mir reden wollen, aber die mir nächsten kennen mich und ich kann mich auf sie verlassen.
Jeden Tag muss ich etwas erschaffen. Tage, an denen mir das nicht gelingt, waren schon immer vergebene Tage. Ob das musikalisch oder bildend ist, ist mir dabei egal. Beides befriedigt mich in meinem tiefsten Inneren und lässt mich die Welt um mich herum ein ganzes Stück besser ertragen, aber vor allem lässt es die Menschen um mich herum mich ein ganzes Stück besser ertragen.
„Hab keine Angst, dass du dein Werk zerstören könntest.“
Skizziere doch mal bitte den Aufbau eines typischen Bildes – von der Unterzeichnung bis zur Versiegelung. Wo lässt Du bewusst Zufall zu?

Aktuell versuche ich genau diese Routine zu durchbrechen. So habe ich für mich festgestellt, dass ich besser klarkomme, wenn ich auch im Prozess Vorzeichnung mehr Spontanität zulasse. Beim Bild "DIABOLISCH" habe ich die Vorzeichnung mehrfach probiert, immer hat etwas nicht gepasst, bis ich sie ganz sein lassen habe und die Frau einfach gemalt habe, vom Mund aus angefangen, habe ich sie im ersten Schritt bereits so detailliert gemalt, wie sie hier zu sehen ist.
Bei diesem Bild habe ich erst nach dem Hauptmotiv den Hintergrund aufgebracht. Seit diesem Ereignis lasse ich die Vorzeichnung weg oder reduziere sie auf ein Minimum, manchmal fängt es sogar ohne Pinsel an, indem ich einfach mit der Hand eine grobe Struktur des Bildes schaffe, ganz so wie Kinder mit Fingermalfarbe. Das ist herrlich befreiend – probiere es aus!
Im Allgemeinen lasse ich wenig Zufall zu, auch wenn das so wirkt. Allerdings lasse ich bewusst auch Änderungen während des Schaffens geschehen, so tausche ich manchmal sogar das Hauptmotiv noch während ich ein Bild bereits begonnen habe aus. Ist das dann Zufall? Ich denke nicht, es ist eher ein Grundvertrauen in mein ästhetisches Empfinden.
Arbeitest du in Zyklen? Welche Reihenfolge/Hängung (Day/Night, Abstand, Lichtregie) braucht es aus deiner Sicht, damit die Dualität deiner Arbeiten im Raum funktioniert?
Das ist schwer zu beantworten, da der aktuelle Zyklus bei mir ja seit 2020 anhält. Es ist anders als in der Musik. Dort ist man Zyklen unterworfen, die von außen vorgegeben werden. Man schreibt Songs, danach gibt es einen Aufnahmezyklus, dann einen für das Mastering, meist parallel den für Artwork und Promotiongrundlagen, dann den Abgabetermin, der die Veröffentlichung bestimmt, die wiederum den Zyklus der aktiven PR und damit die Konzerte bestimmt, dann geht es irgendwann wieder von vorn los.
Da gibt es leider vieles, was, zumindest mir, wirklich keinen Spaß macht, wie zum Beispiel Texte schreiben, Interviews geben, die, wenn man kein Superstar ist, immer wieder die gleichen Fragen beinhalten, Bandproben organisieren, in denen man merkt, wie wichtig oder eben unwichtig es den anderen ist. Ich habe seit fast einem Jahr ein komplettes Album fertig, habe aber keine Lust auf die weiteren Zyklen. Ob es also jemals einer hören wird, ist noch fraglich.
Beim Malen bin ich nur ich selbst. Ich bestimme also immer wann ich male und welches Bild. Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied: alles musikalische musste ich lernen, malen kann ich einfach schon immer. Deshalb wehre ich mich gegen die Einschätzung, ich wäre ein autodidaktischer Maler, denn ich musste rein gar nichts lernen und wenn man den Wert einer kreativen Arbeit einzig an akademischen Abschlüssen misst, sagt das eine Menge über unsere Gesellschaft und deren Unfähigkeit, Kunst rein persönlich und individuell zu bewerten aus. Im Bereich Musik bin ich dagegen ein Autodidakt, wie viele andere auch, die wunderbare Sachen produzieren.
Da ich meinen Werken keine Aussage mitgebe, die ich gern transportieren möchte, lasse ich beim Präsentieren der Bilder gern viele Menschen am Prozess teilhaben bzw. hole mir Meinungen ein. Hier haben die Galerien tolle Erfahrungen in ihren eigenen Räumen, die man nicht unterbewerten sollte.
Wenn man die Bilder in eine zeitliche Reihenfolge hängt, macht man sicher nichts falsch, es ist allerdings auch nicht sehr kreativ. Natürlich wirken die meisten Bilder, wenn man den Raum etwas verdunkeln kann und mit dem entsprechenden Licht ausleuchtet, aber auch Sonnenlicht hat einen UV-Anteil, der die Farben strahlen lässt. Da ich ja noch ganz am Anfang stehe, greife ich häufig auf Erfahrungen anderer zurück und respektiere diese damit auch.
Nenne mir ein Bild, das Deine Poetik bündelt und erkläre kurz, warum.

Ein Bild? Das ist gemein.
Na gut, ich nehme eines der jüngeren.
Das Bild "ADHS" aus dem August 2025 zeigt gut, wie meine Entwicklung, aber auch wie mein Arbeiten mittlerweile ist.
Ich erschuf hier zuerst den Hintergrund mit Latexbehandschuhten Händen. Ich hatte, wenn ich mich recht entsinne, ein anderes Hauptmotiv geplant und die Leinwand mehrere Tage mit dem Hintergrund in meinem Wohnzimmer stehen. Die Gestaltung mittels Händen, ohne die „Unterbrechung“ Pinsel gibt mir das Gefühl eines besseren Flusses in das Bild.
Ich mache mir dabei keine Gedanken, wie wohl welche Farbe an welcher Stelle wirken könnte. Ich setze einfach um, dabei ist es wichtig, schnell zu sein, also die direkte Umsetzung der Idee nach deren Erscheinen. Warte ich, ist die Umsetzung nicht mehr aus einem Fluss, sondern wird rational, quasi der „Umweg“ vom Bauch in die Hände über den Kopf – eine Behinderung der Kunst an sich.
Ich startete die Figur im Bereich der Augen, danach die Arme und Hände. Das erschien mir logisch, da ich Bezugspunkte hatte. Rückwirkend war es eine prima Entscheidung, so zu arbeiten, da ich, während ich die Arme malte, erkannte, dass mein ursprüngliches Ziel, die Frau, oder zumindest deren Portrait, komplett zu malen, dem Bild die Energie nehmen könnte, also entschied ich, die Farben, die den Hintergrund bestimmen, auch Teil der Person werden zu lassen. Eine Person, die an sich ruhig wirkt, aber sich nicht den äußeren Farbexplosionen entziehen kann, sie sind ein Teil ihrer selbst. Die angedeuteten Ärmel brachte ich, wie auch den Hintergrund mit Farbe direkt auf meinen Händen auf.
Es würde mich freuen, wenn Menschen, die ebenfalls AD(H)S haben sich in dem Bild wiederfinden. Ich glaube, ohne, ist es schwer verständlich, aber eben auch vollkommen offen für eigene Empfindungen und damit Interpretationen, unabhängig vom Namen, den ich diesem Bild gab.
Welche deiner Formate eignen sich aus deiner Sicht für Erstkäufer:innen, welche für kuratorische Kontexte? Wie stehst du zu Editionen oder Arbeiten auf Papier?
Kunst ist subjektiv. Unterschiedliche Künstler sprechen unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Werken an, oft auch zu unterschiedlichen Zeiten. Es ist also der pure Zufall aus Emotion, Raum und Zeit, wenn ein Werk auf einen Menschen trifft, der sich mit dem – in meinem Fall – Gemälde verbunden fühlt.
Gibt man, so wie ich oftmals, dem Glauben an schicksalhafte Begegnungen eine Chance, ist es also genau dieser Moment, der die Entscheidung trifft, ein Werk zu kaufen. Ich denke Erstkäufer: innen sind emotionaler, fast ehrlicher zu ihren Gefühlen für ein Kunstwerk als professionelle Sammler, es liegt in der Natur der Sache. Akademische Bewertung und wirtschaftliches Potenzial spielen bei den meisten wohl in der Anschaffung keine, oder nur eine sekundäre Rolle. Deshalb kann ich für Erstkäufer: innen sagen: „Wenn es Sie anspricht und Sie nicht mehr vom Werk loskommen, dann sollten Sie dem Schicksal glauben und eine Bindung eingehen. Egal, wie groß, wie farbig das Werk ist oder, was andere dazu sagen.“
Für kuratorische Zwecke ist das schon etwas komplexer. Hier treten andere Prämissen in den Vordergrund. Alleinstellungsmerkmal, Kontext der Ausstellung, Spezialisierung der Galerie oder des Kataloges. Ich selbst halte dafür die jüngeren Werke für die spannenderen, da ich meine eigene Handschrift gefunden habe und diese weiter ausbaue. Mal sehen, wo sie mich noch hinführt.
Editionen bieten mehr Menschen Möglichkeiten, an Kunst teilzuhaben. Ich mag diesen Gedanken, zumal auch das Original dadurch eine Aufwertung erfahren kann. Mein Medium ist aktuell Acryl auf Leinwand, ich mag auch Arbeiten mit Kreide, nutze dazu als Grund Pappe, mir fehlt aber aktuell die Zeit dafür. Editionen eines Originalwerkes auf hochwertigem Papier kann ich mir gut vorstellen, aber es sollte mindestens eine Größe A2 sein.
Welche Themen und Kooperationen stehen bei dir in den nächsten 12–18 Monaten im Fokus ?
Da ich prinzipiell nicht plane, wann ich welches Thema in Angriff nehme, gibt es eben auch keine Aussicht dazu in den kommenden Monaten. Nicht einmal in den kommenden Wochen. Es gibt allerdings seit fast fünf Jahren auch keinen einzigen Tag, in dem ich nicht wenigstens ein Motiv oder ein Bild im Kopf habe, welches ich umsetzen möchte. Ich habe auch schon parallel an mehreren gearbeitet.
Ich habe einen Wunsch bzw. einen Traum: ich möchte irgendwann nicht mehr meine Arbeit an der Staffelei unterbrechen und ins Bett müssen, um am nächsten Morgen zum 09-to-05-Job zu fahren. Ich bin ein Nachtmensch und war das schon immer. Anfang der 2000er baute ich mir ein Studio und strich es innen komplett schwarz – ich konnte einfach besser arbeiten, da meine Gedanken freier waren. Im Urlaub dreht sich mein Lebensrhythmus meist um 180°. Sie können sich sicher vorstellen, welche Herausforderung es ist, da wieder rauszukommen, wenn der Urlaub vorbei ist.
Ich bin offen für Kooperation in jeglicher Form, weiß aber auch, dass ich wohl kein einfacher Typ bin. Ich bin wohl kein klassischer Teamplayer, aber trete jedem Kollegen mit einem hohen Maß an Respekt gegenüber. Das ist einfach eine Grundlage, auf der man Beziehungen aufbauen kann. Wichtigtuerei war noch nie meine Tugend.

Kurzprofil
Name: Matthias Hübner · Maler
Stil: Modern Surrealistic Realism (Figuration × Neon × UV)
Medien: Acryl, Kreide; UV-reaktive Schichten
Themen: Mensch & Ausdruck, Spiritualität, Kontrast Day/Night
Aktuell: Einzelausstellung Leipzig (2025), Auszeichnungen & weitere Shows
IG: @matthiashubner.art]